Montag, Februar 19, 2007

Mein erstes Studio

Irgendwann wird jeder ambitionierte Amateurfotograf in sich den Wunsch entdecken, in den eigenen Räumlichkeiten ein kleines Studio aufzubauen. Man beginnt im Kleinen, doch die Ansprüche steigen und damit auch der Wunsch nach besserer Ausrüstung und anspruchsvolleren Umsetzungen der eigenen Ideen. D.h. Sie wünschen sich neue Möglichkeiten, die typisch für ein lieb gewordenes Hobby sind.

Natürlich berücksichtige ich Ihre eigentlichen Fotoambitionen und auch Ihr Budget. Zusätzlich werde ich natürlich auch den Auf- und Abbau des Studioequipments im Auge behalten, da die wenigsten von Ihnen einen separaten Raum zu Verfügung haben und der Partner auch Rechte hat, die es zu wahren gilt.

Zu einer Studioausrüstung gehören natürlich Kamera, Stativ, Licht und Hintergrund. Zu den Kameras möchte ich in dieser Heimstudio-Serie nichts weiter schreiben, da ich davon ausgehe, dass Sie eine Kamera haben und als Amateur nicht extra für die Studiofotografie eine neue Kamera kaufen werden. Professionelle Kameras haben natürlich ihre Vorteile, aber bereits mit einem besseren Fotohandy (ab 2 Megapixel) sind gute Studioaufnahmen möglich!

Bevor Sie sich Gedanken machen über die geplante Größe eines Heimstudios, ist es wichtig, dass Sie sich überlegen, was sie fotografieren wollen. Bereits auf einer Schreibtischplatte ist für moderat große Objekte (Blumen, Schuhe oder Ähnliches) schon sehr viel möglich. Die Makrofotografen sind sogar mit noch kleinerer Fläche zufrieden, einzig die Größe der Lichtgeber ist relevant. Im Bereich der Peoplefotografie ist es dann schon erheblich anders.

Um eine stehende Person komplett ohne Verzerrung zu fotografieren, ist eine Distanz mit dem Normalobjektiv von mindestens 3-4 Meter sinnvoll. Wenn man die 2-zu-3 Regel einhalten will, kommen noch mal 2 Meter Abstand vom Modell zum Hintergrund hinzu. Ein weiterer Meter ist sinnvoll, um sich hinter der Kamera noch bewegen zu können. Wir reden also von ca. 8 Metern, um eine stehende Person zu fotografieren. Sicher ist auch mit weniger Raumlänge einiges möglich, verschiedene Brennweiten können Ihnen in der Gestaltung helfen, mit weniger langen Räumen auszukommen. Wenn die Brennweite so kurz ist, dass schon deutliche Verzerrungen zum Tragen kommen, könnte das Heimstudio schnell an Attraktivität verlieren: Ihr Modell wird eine Menge Humor haben müssen, um Fotos schön zu finden, die mit 12 mm Brennweite aus 1 Meter Entfernung gemacht wurden.

Die Breite ist dagegen viel flexibler zu sehen. Sie können Ihr Modell oder Objekt schließlich drehen, ohne den Kamerastandpunkt zu verändern. Trotz allem gibt es bestimmte Größen, auf die Sie im Fotozubehörhandel häufiger stoßen werden. Fertige Hintergründe aus dem Fachhandel haben genormte Größen, auf die ich in einem der kommenden Newsletter im Detail eingehen werde.

Die Studiohöhe ist ein weiterer sehr wichtiger Punkt, der bei Einrichtung des Heimstudios zu berücksichtigen ist. Die normale Raumhöhe von 2,40 eines üblichen Wohnraumes ist sehr knapp. Aber warum ist das so?

In der Studiofotografie werden Lichtsituationen simuliert oder neue "unübliche" erfunden. Will man natürliche Lichtsituationen simulieren, fällt das Hauptlicht von oben ein, entsprechend der Sonne bei Tageslicht. Auch Lichtsituationen im Innenraum haben oft ein oder mehrere Lichter, die von oben kommen. Ist in Ihrem Heimstudio nicht genügend Platz, eine Leuchte oberhalb eines stehenden Menschen anzubringen, verlieren Sie einige Gestaltungsfreiheit. Wenn der Lampenkörper zwar anzubringen ist, das Modell jedoch zu nah an diesem Licht, dann haben Sie schnell Probleme mit zu harten Schatten und unausgeglichener Lichtführung. Daher fragen Profis bei der Studiosuche immer erst nach der Deckenhöhe, bevor sie sich überhaupt das Mietobjekt anschauen. Ein Keller ist für Peoplefotografie daher völlig ausgeschlossen.

Lassen Sie sich aber nicht beirren, es gibt hunderte von Posen und Situationen, die kein stehendes Modell erfordern, ich kenne selbst einige wirklich hervorragende Fotografen, die in ihrem Wohnzimmer Fotos entstehen lassen, hinter denen Sie hochprofessionelle Studioausrüstung vermuten würden. Probieren Sie es einfach aus. Oft sind die ersten Ergebnisse mit bewusst geführtem Licht im Heimstudio so gut, dass Sie nicht mehr aufhören mögen. Also Vorsicht: Wenn Sie die kommenden Folgen des Heimstudio-Reports lesen, könnten Sie süchtig werden nach einem neuen fantastischen Hobby - der Studiofotografie.